Die Spreewaldbahn

alle Aufnahmen entstanden im September 2016

Bis Januar 1970 gab es am nördlichen Spreewaldrand eine kleines 1000mm-Schmalspurnetz, welches Cottbus mit Lübben und Lieberose mit Goyatz verband. Netzmittelpunkt war Straupitz.
Im September 2016 ging ich auf Spurensuche, um zu entdecken was nach gut 36 Jahren noch übrig geblieben ist - von einstiger Schmalspurherrlichkeit. Weitere allgemeine Infos gibt es u.a. hier:

http://www.die-spreewaldbahn.de/
https://de.wikipedia.org/wiki/Spreewaldbahn

Fangen wir in Straupitz ist. Dort ist seit ein paar Jahren die IG Spreewaldbahn (http://www.ig-spreewaldbahn.de/) aktiv, die auf einem Teil des ehemaligen Bahnhofsgeländes ein paar Fahrzeuge zusammengetragen hat. Ein System ist für mich nicht erkennbar. Das Gelände war frei zugänglich, aber Lokomotiven waren nicht zu sehen. Zu sehen, aber abgedeckt, war ein Normalspur-Skl Bauart Schöneweide aus dem Jahr 1976. Bis auf das schön restaurierte EG hinterlässt das Ganze einen zwiespältigen Eindruck.
Straupitz war der betriebliche Mittelpunkt der Spreewaldbahn. Von hier ging es nach Norden in Richtung Goyatz, westlich ging es nach Lübben und in Richtung Süden konnte man bis Cottbus fahren. Schließlich machte die vom Straupitzer Nachbarbahnhof Byhlen gen Nordost abzweigende Strecke nach Lieberose das Netz komplett.
Das Bw-Gelände lag, hier nicht zu erkennen, links hinter den Bäumen. Nach Einstellung des Betriebes wurden die Anlagen abgerissen, das Gelände mit den DDR-typischen Betonplatten ausgelegt und mit ebensolch typischen Baracken und Wirtschaftsbauten für Werkstätten u.ä, bebaut. Heute liegt da wieder alles brach.
Nördlichster Endpunkt war Goyatz. Hier sorgt die Gemeinde für die Erinnerung an die Bahn. Im ehemaligen EG sitzt das örtliche Tourismusbüro. Etwas versteckt unter dem Baum erkennt man einen Wagen, der ein Spreewaldbahn-Original sein soll, und der ebenfalls schön restauriert wurde.
Weite Teile des ehemaligen Streckennetzes dienen als Radweg einem neuen Verkehrsbedürfnis. Aber eben nicht überall. Gerade aus ging die Strecke direkt in den heutigen Wald. Wenn ich eine Machete dabei gehabt hätte, hätte man sich sicher auf erfolgreiche Spurensuche begeben können. Früher sah es hier etwas anders aus, da auch die Straße – die heutige B320 – etwas anders verlief.
Zur Situation wenn man sich um 180 Grad wendet. Da wurde jede Erinnerung getilgt. Das Bahnhofsgelände ist heute ein großzügig bemessener Parkplatz für einen Supermarkt.
An der Strecke von Straupitz nach Cottbus lag / liegt Burg (Spreewald) als bedeutendste Zwischenstation. Hier wird heute die Erinnerung an die Spreewaldbahn in Form des "Spreewaldbahnhofs Burg" wachgehalten. Das hier rechts zu sehende Gebäude ist erst in den letzten Jahren entstanden und stört das Ensemble empfindlich.
Auf 2 wieder aufgebauten Gleisen stehen erneut ein paar Wagen. Sie enthalten u.a. eine kleine Modellbahnanlage zum Thema oder auch ein Klassenzimmer von anno dazumal. Keine Ahnung was das mit der Bahn zu tun hat, denn ein rollendes Klassenzimmer gab es in den 1930ern natürlich nicht. Im Empfangsgebäude ist eine besondere Gaststätte untergebracht.
Auch hier wirkt alles unfertig und nicht gepflegt. Die Homepage des "Erlebnisbahnhofs" Burg ist verwaist. Schade. Aber immerhin ist das Gelände frei zugänglich.
Lokomotiven gibt es in Burg nicht zu sehen. Dieser alte Schneepflug ist jedoch aus einer Dampflok entstanden. Sie wurde 1901 bei Vulcan für eine Bahn in Ostpreußen gebaut und fand sich nach dem 2.WK in der sowjetischen Zone wieder. Eine Reichsbahnloknummer bekam sie nicht mehr, das der Umbau bereits 1948/49 erfolgte. Man beachte die Ausgleichsgewichte zwischen den Radspeichen! Zum Kuppeln mit einem anderen Fahrzeug sind die Pflugscharen hoch klappbar!
Die Gaststätte im EG ist einen Besuch wert. Die Wände sind voller Schilder aus dem Bahnbereich. Nicht nur von der Spreewaldbahn selbst.
Getränke werden mittels dieser LGB-Bahn an den Tisch zugestellt. Die Strecke führt, immer an der Wand lang, an den Tischen vorbei. Die Züge stoppen dann passgenau und man lädt die Gläser ab. Bestellen tut man ebenfalls per Zug. Mittels eines Zp9-Stabes winkt man der Theke zu, die dann einen Leerzug schickt. Auf dem Tisch liegen die Bestellzettel, die man ausfüllt und dann dem Zug mitgibt. Ach ja, auch das Essen war dort sehr lecker. Dieses bestellt man aber herkömmlich beim Kellner...
Während der Streckenverlauf vom Bf Burg ausgehend Richtung Süden noch sehr gut erkennbar ist, da es noch eine dazu gehörende Straße "Am Bahndamm" gibt, sieht es Richtung Norden anders aus. Hier ist die Strecke weitestgehend nicht mehr auszumachen bzw. so zugewachsen, dass da auch keine Machete mehr helfen würde.
Unmittelbar im Rücken des Fotografen befindet sich solch ein Dickicht. Wir schauen nördlich von Burg Richtung Norden. Hier gab es einst einen Bahnübergang. Den weiteren Verlauf markiert der Radweg.
Das Trassee durchschneidet 100 Meter weiter den Burger Schloßberg (der heißt wirklich so!), der sich sagenhafte 5 Meter über das allgemeine Umgebungsniveau erhebt. Beim Bau der Bahn gab es denn auch viele Diskussionen, warum man nun unbedingt diesen Einschnitt schaufeln müsse. Der "Berg" ließe sich auch ohne Aufwand umfahren. Eine berechtigte Frage...
Noch mal 100 Meter weiter ist der Berg dann schon wieder zu Ende und die ehemalige Trasse verliert sich in der Landschaft...
In der Gegenrichtung bietet sich dieses Bild. Links der 32 Meter hohe Bismarck-Turm (in der DDR "Jugendturm" genannt), der auf dem Schlossberg – nach dem Bahnbau 1917 – errichtet wurde. Einst gab es hier sogar einen Haltepunkt, der Bildern zufolge wohl etwa am gezeigten Bahnübergang gelegen haben muss.
Streckenwechsel an die Strecke nach Lübben. Hier sehen wir die ehemalige Einfahrt des Bahnhofs Lübben Ost von Straupitz her.
Das ehemalige Empfangsgebäude von Lübben Ost. Die Straße heißt immer noch “Am Ostbahnhof”. Wie in Straupitz wurde die Straße auch hier mit Betonplatten befestigt. Am östlichen Ende wurde die heutige B87 gekreuzt.
100 Meter nach der Kreuzung mit der B87 wird eine weitere Straße gekreuzt, die "Kleinbahnstraße" heißt. Das Schmalspurbahn-Trassee wird am Ende der Sackgasse zum "Europawanderweg" und führt in einem großen 180 Grad Bogen nördlich um Lübben herum. Das ist auf google earth auch schön noch auszumachen. Ein Abschnitt im Nordwesten der Stadt heißt immer noch "An der Spreewaldbahn". Überhaupt stößt man in den Orten, durch den die Bahn einst fuhr, auch fast 50 Jahre nach Betriebseinstellung häufig auf “Bahnhofsstraßen” oder ähnlichem.
Insgesamt haben noch 2 Lokomotiven der Spreewaldbahn die Zeiten überlebt. Die eine ist die heutige "Spreewald" des DEV in Bruchhausen-Vilsen, die bei der DR 99 5633 hieß. Die andere ist die 99 5703, die als Museumslok im Spreewaldmuseum Lübbenau bis 2012 stand. Dann zog sie ins Stadtmuseum Lübbenau um, wo für den Teil der Spreewaldbahn ein neues Gebäude gebaut wurde. Alles ist aber recht eng gehalten. So steht der zugehörige Wagen über (!) der Lok in der 1.Etage.
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